Christiane Sturm

Willkommen auf meinen drei Feldern!

14.04.2018

„Helena“ – Lyrischer Monolog v. Jannis Ritsos

Einführung zu „Helena“: Elena Palantza,
Lesung Helena: Christiane Sturm
Prolog und Epilog: Rudolf Selbach

Samstag, den 25. Augustl 2018, 18.30 Uhr

Frauenmuseum bonn
Im Krausfeld 10
53111 Bonn
Tel. 0228-691344
Eintritt 6 €

Faszinierend ist für mich die Spannweite des Textes: Sie reicht von körperlichen Empfindungen, die sie in z.T. bedrängenden Bildern ausdrückt bis zu phantastischen wie sehr handfesten Erinnerungen. Ständig wechseln die Erzählebenen: Diese Helena ist witzig, scharfzüngig, melancholisch, bitter, reich an surrealen Bildern, weise, glorreich – nur eines nicht mehr: schön. Teilweise versteckt, aber allgegenwärtig  ist ihre Angst vor dem Sterben; sie versucht dieser Angst zu entfliehen, sie zu konfrontieren, und gelangt darüber hinaus.

Die Übersetzerin des Textes, Elena Pallantza, schreibt:

Die Gestalt der Helena hat seit der Antike zahllose Dichter und Künstler fasziniert: Die Frau, die den trojanischen Krieg auslöste und damit für Tod und Leid tausender Menschen verantwortlich war, bleibt ein Rätsel. Jannis Ristes schrieb den lyrischen Monolog, während er im Jahr 1972 unter Hausarrest stand. Seine Heldin, alt und hässlich, äußert sich zum Verlust ihrer Schönheit, zur Vergeblichkeit der ruhmvollen Vergangenheit, zur niederträchtigen, einsamen Gegenwart, aber auch zum Wert eines gewissen Widerstands (…)

Jannis Ritsos, aus dem Monolog:

Ach ja, wie viele sinnlose Schlachten, Heldentaten, 
Ambitionen, Anmaßungen, Opfer, 
Niederlagen über Niederlagen, und weitere 
Schlachten, für Dinge, 
die schon längst von anderen – ohne uns – 
entschieden waren … Und dennoch – wer weiß – vielleicht dort, 
wo jemand ohne Hoffnung Widerstand leistet, 
vielleicht beginnt dort des Menschen Geschichte, 
wie man so sagt, und die Schönheit des Menschen, 
inmitten verrosteter Eisen und Knochen 
von Stieren und Pferden, 
inmitten von uralten Dreifüßen, 
auf denen noch etwas Lorbeer schwelt,
 und der Rauch steigt auf, zerfasert im Abendlicht wie goldenes Vlies.